Kai Schumacher – Rausch

Foto: credit Kollektivmaschine

Samstag, 26.9.2020 20:00

Eintritt: 20.- EUR

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Kai Schumacher schätzt progressive Ansätze, käme jedoch nie auf die Idee, starre Grenzen zwischen Pop und Avantgarde zu ziehen. Seit 2009 hat er vier Solo-Alben veröffentlicht. Darunter Transcriptions von 2012, auf dem er Grunge- und Indierock-Songs für das Klavier übersetzte. Auf Rausch liegt der Fokus nun erstmals durchgängig auf eigenen Kompositionen. Dabei verzichtet Schumacher auf Overdubs, überhaupt kommt keinerlei Elektronik zum Einsatz. Stattdessen hat er sein Instrument analog präpariert, also die Mechanik des Klaviers dahin- gehend manipuliert, dass ganz bewusst „schräge“ Töne entstehen.

Bereits die Wortwahl der acht Tracks sprengt das gängige Format. Songtitel wie Kantholz oder BRNFCK würde man eher in Metal- oder Techno-Gefilden vermuten. Wie überhaupt Rausch als Albumtitel ganz bewusst Mehrdeutigkeiten zulässt. Geht es um den Exzess? Soll die nüchterne Alltagswelt durch die Musik ver- schwimmen? Befinden wir uns beim Hören in einem Zustand sinnlicher Übersteigerung? Kai Schumacher bringt die Verhältnisse zum Tanzen, lässt sie schweben, spielt ein Spiel mit der akustischen Wahrnehmung.

Er begibt sich mit Rausch (wieder) in ein künstlerisches Grenzgebiet. „Ich bin mir durchaus bewusst, dass Crossover-Ansätze in der Klassik gerne mal nach hinten losgehen. Doch ähnlich wie im Pop ist der Fusion- Gedanke nicht per se falsch. Der 1993er-Soundtrack zum US-Thriller Judgement Night etwa hat bewusst HipHop- und Rock/Grunge-Bands zusammengebracht: Slayer und Ice-T, DeLa Soul und Teenage Fanclub oder Pearl Jam und Cypress Hill. Für den Moment ein super spannendes Experiment.“ Später, sagt er, seien ähnliche Projekte in der Klischee-Falle gelandet. Kai Schumacher weiß aus Erfahrung, dass es nicht nur um virtuose Spiel- oder Kombinationstechnik geht. Es geht um Haltung, Stilwillen und ein Gespür für das Momentum.

https://kaischumacher.com